Schnell, präzise und energieeffizient sind die Antriebe, die die Böhner-EH GmbH in Burghaslach entwickelt. Mit dieser Innovation für den Maschinen- und Anlagenbau war das Unternehmen beim IHK-Gründerwettbewerb erfolgreich.
„Hydraulische Antriebe arbeiten heute immer noch auf dem Niveau von vor 100 Jahren“, so Geschäftsführender Gesellschafter Kai Böhner. Und das birgt etliche Nachteile: Das System produziert ständig Druck, auch wenn dieser gerade nicht benötigt wird, verbraucht deshalb viel Energie und hat ein großes Ölreservoir. Zudem altert die Flüssigkeit durch Luft im Antrieb und muss deshalb regelmäßig ausgetauscht werden.
Der Diplom-Ingenieur aus Burghaslach entwickelte deshalb einen elektro-hydrostatischen Einzelantrieb, der all diese Nachteile eliminiert und darüber hinaus auch noch extrem schnell und präzise arbeitet: „Der elektro-hydrostatische Direktantrieb (EH-D) verbindet die Vorzüge von elektrischen und hydraulischen Systemen“, erläutert der Fertigungstechniker. Das vollständig gekapselte System kommt mit erheblich weniger Öl aus. Die EH-D-Kraftpakete ermöglichen schnelle Beschleunigungen in Maschinen, können auf etwa zwei tausendstel Millimeter genau positionieren und problemlos Drücke bis zu mehreren hundert Tonnen erzeugen.
Im Jahr 2009 meldete der heute 48-Jährige, der bis dahin im väterlichen Ingenieurbüro für Sondermaschinenbau arbeitete, seine Erfindung als Patent an und gründete die Böhner-EH GmbH. 2010 kam Jochen Seeghitz als weiterer Geschäftsführender Gesellschafter in das Unternehmen und Ende des Jahres startete das operative Geschäft mit dem Verkauf des ersten Antriebs. „Seitdem haben wir einige Dutzend unterschiedliche Kundenprojekte betreut“, berichtet der Diplom-Kaufmann.
Kunden für die Antriebe, die aus einem firmeneigenen Baukastensystem konfiguriert werden und etwa zwischen 6 000 und 30 000 Euro kosten, sind weltweit vor allem Maschinen- und Anlagenbauer sowie weitere Industrieunternehmen. „Die Technologie eignet sich für alle Branchen, in denen hydraulische oder elektrische Spindelantriebe zum Einsatz kommen und wo hohe Präzision und große Kräfte gefragt sind“, sagt Kai Böhner. So werden die Antriebe bisher beispielsweise von Automobilzulieferern sowie in der Lebensmittel- oder der Kunststoffindustrie genutzt. „Unsere lageunabhängig einsetzbaren Antriebe lassen sich problemlos auch in bestehende Anlagen integrieren“, ergänzt Seeghitz.
In der neuen Technologie sehen die beiden Mittelfranken deshalb großes Potenzial. Schließlich sollen die Kraftpakete schnellere Prozesse und gleichzeitig eine höhere Präzision bieten und dabei weniger Lärm erzeugen. Außerdem benötigen sie einen kleineren Bauraum und sind wartungsfrei. „Und sie brauchen bis zu 90 Prozent weniger Energie“, so Seeghitz „Einer unserer Kunden spart durch unseren Antrieb beispielsweise einen fünfstelligen Betrag bei den Stromkosten pro Jahr ein. Und das, obwohl die Antriebe in etwa preisgleich und in der Gesamtbetrachtung oft sogar günstiger sind als vergleichbare komplexe hydraulische Lösungen oder Elektrospindelantriebe.“ Zudem seien die Produkte sehr robust und liefen auch im Dauerbetrieb ohne Störungen.
Über mangelnde Nachfrage können die Unternehmer deshalb nicht klagen: „Die Kunden haben zunächst unsere Antriebe getestet, aber jetzt geht es in die Phase, in der die Nachbestellungen kommen und die Antriebe teilweise in Serienmaschinen hineinkonstruiert wurden“, sagt der Kaufmann. In den nächsten fünf Jahren soll das Unternehmen daher organisch auf einen Umsatz von etwa zehn Mio. Euro wachsen und die Antriebe auch in Serie gefertigt werden.
Die Bauteile aus High-Tech-Materialien lässt die Gesellschaft bei Spezialisten überwiegend in der Region Nürnberg fertigen. Am Firmensitz in Burghaslach erfolgt neben der Konstruktion und Entwicklung auch die Montage und Inbetriebnahme. Neben einigen Fachkräften bei Zulieferern beschäftigt das junge Unternehmen inzwischen sieben eigene Mitarbeiter. Und wenn es nach den beiden Geschäftsführern geht, sollen bald noch einige dazukommen: „Unser größtes Problem ist derzeit, geeignete Mitarbeiter, vor allem Ingenieure und Techniker, zu finden, die sich zu Spezialisten entwickeln können“, erklärt Jochen Seeghitz. (leo.)