2. Platz: UroNova GmbH medizinische Implantate

2. Platz: UroNova GmbH medizinische Implantate

Katheter und metallische Implantate (Stents) sind aus der Inneren Medizin nicht wegzudenken: In der Urologie werden sie eingesetzt bei Prostata- und Blasenhalsverengungen, bei Verletzungen der Harnröhre, bei Steinerkrankungen und in der Schwangerschaft. Doch die Implantate schaffen auch Probleme: Urinkristalle lagern sich an den Implantaten an und verstopfen sie, durch Bakterienbefall drohen Infektionen. Die UroNova GmbH Medizinische Implantate in Erlangen hat neuartige Beschichtungstechniken entwickelt, mit denen diese Risiken drastisch verringert werden. Beim IHK-Gründerwettbewerb gewannen die Geschäftsführenden Gesellschafter Peter Hildebrandt und Nikolaus von der Assen mit ihrer Geschäftsidee den 2. Preis.

Den Grundstein für das 1999 gegründete Unternehmen, das im Erlanger Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) angesiedelt ist und fünf Mitarbeiter beschäftigt, legte Peter Hildebrandt bereits während seines Physik-Studiums an der Universität Erlangen-Nürnberg: In seiner Diplomarbeit beschäftigte er sich mit dem Problem, dass Teile des Urins an metallischen und Kunststoff-Oberflächen kristallisieren. Dieses Phänomen beeinflusst die Verwendung von Kathetern und Stents, die nach der bisherigen Technik jedes Vierteljahr ersetzt werden müssen, weil die dünnen Implantate schnell durch Kristalle verstopft werden. Für die Patienten bedeutet dies wiederkehrende und belastende Eingriffe, für das Gesundheitswesen großen Aufwand und hohe Kosten.
Die Idee, die Hildebrandt bereits während des Studiums zum Patent anmeldete: Mit Verfahren, die der Natur abgeschaut werden, lassen sich Kristallbildung, aber auch der starke Befall mit Bakterien verhindern. Zunutze machte er sich die Eigenschaften des Heparin, das u.a. im Urin vorkommt und dessen „Verklumpen“ verhindert. Katheter und Stents, die mit dieser Substanz beschichtet werden, sind gegen diese Inkrustation geschützt.

Die Beschichtungstechnik ist das eigentliche Know-how der UroNova GmbH. Denn würden die Implantate lediglich in ein Heparin-Bad eingetaucht, würde die schützende Substanz in kurzer Zeit abgehen. Damit das Heparin dauerhaft auf Metall, Silikon, Polyethylen oder Polyurethan haften bleibt, mussten jeweils geeignete Zwischenmoleküle (so genannte „Spacer“) gefunden werden, die sowohl mit dem Heparin als auch mit dem Trägermaterial stabile Kohlenstoffverbindungen eingehen. Etwa 40 Arbeitsschritte im Vakuum sind nötig, um die Implantate dauerhaft stabil mit der schützenden Oberfläche zu bedecken.

Prostata-Implantat als erstes Produkt
Ein Stent mit dem Markennamen „Tectus“, der bei gutartigen Veränderungen der Prostata sowie bei Prostata-Karzinomen eingesetzt wird, ging als Ergebnis aus Hildebrandts Diplomarbeit hervor und bildete als erstes Produkt die Basis der heutigen UroNova GmbH, die seit dem ersten vollständigen Geschäftsjahr 2000 schwarze Zahlen schreibt und 2001 einen Umsatz von rund 300 000 Euro erzielte. Der metallische Stent bietet gegenüber herkömmlichen Produkten – neben der Abweisung von Kristallen – noch weitere Vorteile: Der Durchmesser des Implantats ist nicht fest, vielmehr lässt sich das Implantat genau einpassen. Mit einem Ballon, dessen Volumen sich genau regeln lässt, wird so das Abrutschen aus der Harnröhre verhindert.

Die Ärzte an Uni-Kliniken, die Hildebrandt bei den ersten Anwendungen sogar während der Eingriffe beriet, waren überaus angetan von der Innovation: Denn das Implantat lässt sich schonend per Endoskop einführen (sog. minimal-invasive Verfahren), ein Wechsel des beschichteten Stents wird frühestens nach einem Jahr notwendig. Zwar ist „Tectus“ etwas teurer als ein traditioneller Stent, er spart aber ein bis zwei Wechsel, zudem bleiben Nebenwirkungen und zusätzliche Behandlungen des Patienten aus.

Weitere Anwendungen
Die Ärzte motivierten Hildebrandt, der seit 1999 auf der kaufmännischen Seite durch den zweiten Geschäftsführenden Gesellschafter Nikolaus von der Assen unterstützt wird, solche Beschichtungsverfahren auch für andere medizinische Anwendungen außerhalb der Urologie zu entwickeln. Bei UroNova, die in Erlangen für Hersteller von Medizintechnik auch Harnleiterschienen und Ballonkatheter beschichtet, werden deshalb zurzeit eine Reihe neuer Verfahren erarbeitet: Stents für den Gallengang, künstliche Harnblasen und Luftröhren sowie Venenkatheter für die Intensivmedizin sollen durch Beschichtungen gegen bakterielle Besiedelung, Verkrustung und Thrombosebildung geschützt werden. In Planung sind Beschichtungen für medizinisches Nahtmaterial, die beispielsweise die Wundheilung beschleunigen und die Tendenz zur Narbenbildung abschwächen.

Hildebrandt, der u.a. die Nähe zur Universität und zu den Uni-Kliniken in Erlangen als überaus wertvollen Standortfaktor schätzt, beschichtet mit seinem Team pro Jahr bereits Zehntausende Implantate. Durch die neuen Anwendungen wird sich das Geschäft dem Businessplan zufolge deutlich ausweiten: Der Vertrieb in den USA und in Japan wird gerade vorbereitet, für das laufende Geschäftsjahr wird ein Umsatz von rund 340 000 Euro angepeilt, für 2003 von 1,16 Mio. Euro. Auch die Zahl der Mitarbeiter in Vertrieb, Entwicklung und Produktion wird in den nächsten Jahren steigen.

Einige der neuen Verfahren außerhalb der Urologie, für die derzeit die Markteinführung vorbereitet wird, sind bereits durch europäische und US-Patente abgesichert. Zudem wird die Zulassung in den USA (so genannte FDA-Zulassung) vorangetrieben. Den Kapitalbedarf für die Expansion veranschlagt Hildebrandt auf 1,5 Mio. Euro. Durch die mittelfristig geplante Umwandlung in eine AG sollen Investoren dazu bewegt werden, sich an dem aufstrebenden Unternehmen zu beteiligen. Mit Risikokapital-Gesellschaften laufen bereits konkrete Verhandlungen. Freuen würde sich Hildebrandt über private Investoren aus der Region Nürnberg, die ihre Erfahrung in das Unternehmen einbringen und die weitere Entwicklung als Coach begleiten.

www.uronova.de