In vielen Unternehmen ist die EDV-Infrastruktur im Lauf der Jahre unkontrolliert gewachsen, die Übersicht über die im Betrieb eingesetzte Hard- und Software geht deshalb oft verloren. Die 1999 gegründete FCS Fair Computer Systems GmbH in Nürnberg hat ein System entwickelt, das auf Knopfdruck eine Inventur des betrieblichen EDV-Bestandes sowie umfangreiche Auswertungen ermöglicht. Die beiden Geschäftsführer Dr. Jürgen Falk und Thomas Ilgenfritz wurden von der Jury des IHK-Gründerpreises 2002 für ihre Geschäftsidee und wegen des dynamischen Wachstums ihres Unternehmens mit dem 3. Preis ausgezeichnet.
Den beiden Unternehmensgründern, die sich vom Studium an der Universität Erlangen-Nürnberg sowie von einer gemeinsamen Tätigkeit bei der Nürnberger Dr. Städtler-Gruppe kannten, war frühzeitig aufgefallen, dass bei vielen Unternehmen spezifische Probleme des Managements von IT-Ressourcen auftauchen, die offensichtlich bis dahin von IT-Dienstleistern nicht genügend abgedeckt wurden. Dazu gehören u.a. die automatische Inventarisierung der betrieblichen EDV, insbesondere bei dezentral organisierten Unternehmen mit mehreren Standorten, sowie die Weiterverarbeitung dieser Daten z.B. für das Lizenzmanagement oder die Software-Verteilung. Die beiden Gründer erarbeiteten sich gute Kontakte zu Siemens sowie zur Automobilindustrie und zu Autohandelshäusern, die zu wichtigen Kunden von FCS wurden.
Etwa die Hälfte des Geschäftes der FCS Fair Computer Systems GmbH, die 2001 rund 1,7 Mio. Euro umsetzte und seit der Gründung „gute Gewinne“ schreibt, entfällt mittlerweile auf das IT-Management-System ICCM („Inventory, Configuration and Change Management“), das gemeinsam mit der Siemens AG entwickelt wurde und das heute Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Betriebsgrößen zur Erfassung, Überwachung und zum Management ihrer EDV-Bestände einsetzen. Zwar gab es auch schon vorher komplexe Systeme zum IT-Management, aber den Kunden kostete die Einführung und Anpassung an die betrieblichen Gegebenheiten nach Aussage der beiden FCS-Geschäftsführer viel Geld. ICCM verfolgt den Anspruch, dass es schnell und einfach in die betriebliche Organisation eingeführt werden kann und dass alle Funktionen des IT-Managements per Knopfdruck von zentraler Stelle aus gesteuert werden können. Wichtiges Kennzeichen von ICCM ist zudem, dass es unabhängig von bestehender Hard- und Software arbeitet. Das System erkennt sämtliche IT-Systeme im Netzwerk und generiert automatisch Informationen zu Hardware, installierter Software, Netzwerkeinstellungen usw. In einer zentralen Datenbank führt das System, für dessen Verfahren ein Patentantrag gestellt wurde, alle Daten für weitere Auswertungen zusammen. Als wichtige Eigenschaft von ICCM nennt Falk zudem, dass es sich um ein offenes System handelt und die gesammelten und erzeugten Daten anderen Systemen leicht zugänglich sind.
In einer weiteren Hinsicht unterscheidet sich ICCM von den umfassenden Produkten großer Systemhäuser. Es wird in Bausteinen angeboten und umfasst je nach Variante außer der IT-Inventarisierung noch Überwachung, Fernsteuerung, spezielle Berichtsmöglichkeiten, komplexes Netzwerkmanagement, Software-Verteilung usw. Für den Mittelstand, den FCS als vorrangige Zielgruppe betrachtet, hat das den Vorteil, dass nicht komplexe Systeme mit den entsprechenden Anpassungsproblemen gekauft werden müssen, sondern dass passende und wirtschaftliche Lösungen zur Verfügung stehen.
Mit ICCM sind in den Unternehmen die Zeiten vorbei, in denen die Systemadministratoren mit Zettel und Bleistift von PC zu PC gingen, um etwa die installierte Software zu erfassen. Zahlreiche Fragen können nun mit wenigen Mausklicks beantwortet werden: Ist die installierte Hardware für neue Software-Anwendungen geeignet? Wieviel Speicherkapazität ist auf den Laufwerken noch vorhanden? Welche Software ist auf den einzelnen Rechnern installiert? Können die Lizenzen optimiert werden? ICCM ermöglicht beispielsweise auch die Ferninstallation von Software, die Fernsteuerung von Rechnern (z.B. Neustart, Beenden von Prozessen) und die Analyse von Fehlern.
Nach Aussage von Ilgenfritz erzielte FCS mit dem System schon nach kurzer Zeit „beachtliche Erfolge“ im Markt. Das gilt auch für die anderen Geschäftsbereiche: Lösungen für die Automobilwirtschaft (z.B. Internet-Fahrzeugbörsen), Integration von Anwendungssystemen über das Internet (B2B-Integrationsplattform) sowie EDV-Sicherheit. Die 20 Mitarbeiter von FCS betreuen u.a. den Autohandel, für den z.B. die Kommunikation zwischen den einzelnen Autohäusern sowie mit den Herstellern über Internet optimiert wird. Autovermieter und Unternehmen der Telekommunikation, die die EDV ihrer zahlreichen dezentralen Standorte aufeinander abstimmen müssen, unterstützt FCS bei diversen IT-Projekten. So entwickelte das junge Unternehmen, das sich nach Aussage Falks seit der Gründung stets ohne Fremdmittel finanzierte, ein Internet-Portal für Autohäuser und Autohaus-Gruppen, eine Fahrzeugbörse für Autohersteller und -vermieter sowie eine Plattform für die Business-to-Business-Kommunikation. Zu den Dienstleistungen gehören außerdem Schulungen sowie Technologie- und Managementberatung. In der Referenzliste von FCS stehen neben Siemens so bekannte Unternehmen wie Opel, Sixt, Daewoo und Iveco. „Wir wollen die bestehenden Geschäftsfelder weiterentwickeln und auch international tätig werden“, so Falk. Gute Kontakte bestünden zu potenziellen Geschäftspartnern in Österreich und Großbritannien.
Sehr zufrieden sind Falk und Ilgenfritz mit dem Standort Nürnberg: Durch die zentrale Lage und die gute Verkehrsanbindung seien die wichtigsten Kunden schnell erreichbar. Wertvoll sei zudem die Nähe zu den Hochschulen der Region Nürnberg: Mit der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg (Lehrstuhl Prof. Mertens) arbeite man eng zusammen. Gute Erfahrungen haben Falk und Ilgenfritz mit Absolventen der Berufsfachschule für Informatik-Assistenten in Roth gemacht. Zwei Azubis bildet FCS derzeit zu Fachinformatikern aus.