Mit hoch präzisen Wälzlagereinheiten für Windkraftanlagen überzeugte die Eolotec GmbH aus Nürnberg die Jury beim IHK-Gründerwettbewerb.
Wenn Wolfgang Losert von „Radlagern“ spricht, denkt der Ingenieur an Wellen mit mehr als einem Meter Durchmesser. „Kleine Lager kann man im Katalog bestellen“, so der Geschäftsführer der Eolotec GmbH. Deshalb hat sich sein Nürnberger Unternehmen darauf spezialisiert, große Hauptlagereinheiten (sogenannte Main Bearing Units MBUs) für Windräder zu entwickeln.
Gemeinsam mit seinem Partner Mathias Pick und zehn Mitarbeitern berechnet und konstruiert der 42-Jährige komplette Wälzlagersysteme – abgeschlossene und einbaufertige Einheiten aus Welle, Gehäuse, Wälzlagern, Dichtungen und Umbauteilen. Eolotec verkauft dann je nach Kundenwunsch entweder die Pläne als Lizenz oder die fertigen Produkte. Hergestellt werden die rund 20 Tonnen schweren und 100 000 bis 300 000 Euro teuren Einheiten bei Partnerbetrieben.
Bei der Fertigung ist höchste Präzision gefragt: Eolotec hat eine Sensorik für die Montage entwickelt, die sicherstellt, dass die Lager auf den hundertstel Millimeter genau eingebaut werden. „Unser System ist rund 30 Prozent günstiger als eine herkömmliche Ein-Lager-Lösung“, beschreibt Wolfgang Losert die Vorteile der MBU. Außerdem seien die Konstruktionen von Eolotec kompakter, sie kämen deshalb mit kleineren Lagern aus. Der Ingenieur hat berechnet, dass eine Einheit für eine Acht-Megawatt-Anlage mit fünf Mal weniger Wälzlager-Stahl auskommt als vergleichbare Lösungen. Außerdem sei bei dieser Größe die technische Grenze für normale Lager erreicht. „Drei bis vier Entwicklungen pro Jahr können wir momentan schaffen, jede dauert annähernd ein halbes Jahr“, sagt der Geschäftsführer. Die Abnehmer sind Hersteller von Windturbinen und großen Generatoren weltweit. Eolotec konstruiert und fertigt auch Hebehilfen, mit denen die MBUs bis zu 140 Meter gehoben werden, um in Windkraftanlagen eingebaut zu werden. Diese Konstruktionen machen immerhin rund 20 Prozent des Umsatzes aus.
Wolfgang Losert und Mathias Pick hatten beide bei einem Wälzlagerhersteller in der Region gearbeitet. Kennengelernt haben sich die Jungunternehmer jedoch erst bei ihrem späteren gemeinsamen Arbeitgeber – einem Entwickler für Windkraftanlagen, der diesen Bereich jedoch aufgab. Losert und Pick übernahmen das Geschäftsfeld mit vier Mitarbeitern im Zuge eines Management-Buy-out und gründeten im Jahr 2012 die Eolotec GmbH. „Das ist eine einmalige Kombination in der Branche: Wir sind beide mit Wälzlagertechnik groß geworden und verfügen zusätzlich über umfangreiches Windkraft-Know-how“, sagt Losert.
Die Eolotec GmbH – der Namen setzt sich zusammen aus den Begriffen „Aiolos“ (griechischer Gott des Windes) und „Technik“ – hat schon im zweiten Geschäftsjahr eine schwarze Null geschrieben. Spätestens 2015 soll die Gesellschaft die Gewinnzone erreichen, der Umsatz hat sich seit der Gründung bereits verdoppelt. In etwa fünf Jahren will Eolotec ein Zehntel der weltweit neu aufgestellten Turbinen mit ihren Lagern ausstatten – das sind jährlich etwa 1 000 Einheiten – und eine eigene Montage betreiben. Märkte für die Lagersysteme sehen die Geschäftsführer außer in Europa auch in Japan, Korea und Amerika. Außerdem sollen neue Kunden zum Beispiel im Baumaschinen- oder Schiffsbau gewonnen werden.
Doch derzeit ist das Unternehmen mit Windkraft gut beschäftigt, auch wenn diese sich aufgrund der politischen Umstände zäher entwickelt als erwartet. Trotzdem wird die Zahl der Windanlagen global weiterhin kräftig steigen: 2013 wurden laut Global Wind Energy Council (GWEC) weltweit etwa 17 500 Turbinen installiert. Für das laufende Jahr rechnet die Organisation mit einem Wachstum von 30 Prozent vor allem durch neue Märkte außerhalb der OECD. Aber auch für die folgenden Jahre wird der Zuwachs auf sechs bis zehn Prozent jährlich eingestuft. Die Windkraft wird also weiterhin wachsen und damit auch sein Unternehmen, ist sich Losert sicher. (leo.)