Dr. Tobias Stubhan stellt mit der Sciprios GmbH in Fürth kundenspezifische Roboterlösungen für die Beschichtungstechnik für Forschung und Industrie her.
Für Forschungsarbeiten in der Beschichtungstechnik sind umfangreiche Versuchsreihen notwendig, die aufwendig und langwierig sind. „Das muss man doch automatisieren können“, dachte sich Dr. Tobias Stubhan, Gründer der Sciprios GmbH in Fürth. Er selbst machte diese Erfahrungen während seiner Doktorarbeit und überlegte im Anschluss mit einer Arbeitsgruppe, wie man mit Automatisierung die Forschung und Entwicklung zu gedruckter Elektronik (elektronischen Bauelementen, die sich mittels Druckverfahren herstellen lassen) beschleunigen kann. 2018 gründete er dann die heutige Sciprios GmbH, ein Spin-off des Bayerischen Zentrums für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) und des Helmholtz-Instituts Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien (HI ERN).
Sciprios – der Name ist ein Akronym aus „Science of Printing of Semiconductors“ – entwickelt Anlagen für Forschungs- und Entwicklungsanwendungen wie Photovoltaik, Batterien, Brennstoffzellen, organische Leuchtdioden (OLEDs), Beleuchtung, Sensoren, Displays sowie optische, elektronische und funktionale Folien. Zudem bietet das Start-up Pilotproduktionslinien für gedruckte Photovoltaik. Die Messgeräte, Laborroboter und Pilotproduktionsanlagen sollen Materialforschern weltweit ermöglichen, die Entwicklung und Markteinführung grüner Technologien für die Energiewende zu beschleunigen, erklärt der Physiker, der in Materialwissenschaften auf dem Gebiet der gedruckten Photovoltaik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg promoviert hat.
Er und seine Mitgründer und Teilhaber bündeln nach eigenen Angaben mehr als 70 Jahre Erfahrung im Drucken von Photovoltaik-Zellen. Gestartet ist Stubhan mit einem Mitarbeiter, heute hat sein Unternehmen neun Beschäftigte aus vier Kontinenten, alle mit entsprechendem Forschungshintergrund. Seinen Sitz hatte Sciprios anfangs im Gründerzentrum „NKubator“ in Nürnberg. Seit März ist das Unternehmen in Fürth beheimatet und hat somit ausreichend Platz, um fünf Roboter gleichzeitig zu fertigen. Kunden sind Forschungseinrichtungen, Universitäten, Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Firmen und kleine Start-ups.
Die Roboteranlagen gibt es ab etwa 40 000 Euro, im Durchschnitt kosten die Einheiten zwischen 60 000 und 200 000 Euro. Gegenüber Wettbewerbern wie etwa Ausrüstern für Laborautomation in der Pharmazie, Biotechnologie oder Medizin habe man einen erheblichen Kostenvorteil, da man mit günstigen Robotern arbeiten könne, erklärt der Geschäftsführer. Die Maschinen seien sehr flexibel und anpassungsfähig. Außerdem sei das Sciprios-Team spezialisiert, die Einheiten genau nach Kundenwunsch konfektionieren. Die Anlagen böten Vorteile wie Reproduzierbarkeit, Prozesssicherheit, höheren Durchsatz und mehr Sicherheit bei der Handhabung giftiger Substanzen.
Etwa ein Dutzend Anlagen hat das Sciprios bisher geliefert, sogar bis nach San Francisco und Singapur. Die bisherigen Investitionen wurden alle aus dem laufenden Geschäft finanziert. „Wir reinvestieren momentan alles, was wir können“, sagt Stubhan, der 2023 erstmals einen Gewinn ausweisen will. Der Markt für die Produkte sei groß: „Weltweit gibt es weit über 10 000 Forschergruppen, die in diesem Bereich arbeiten“, schätzt der Gründer. Und auch in der Materialforschung werden Automation, Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen zunehmend wichtiger: „In zehn Jahren werden fast überall Roboter eingesetzt werden“, glaubt Stubhan. Diese Nische für Beschichtungsroboter in Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen will er mit Sciprios-Geräten besetzen.