Marieke Franzen will die Modebranche mit digitaler Transformation nachhaltiger machen.
Die Modebranche hat Auswirkungen auf Mensch und Umwelt: Das äußert sich in Wasserverschmutzung, Flächenverbrauch und nicht zuletzt in „Fast Fashion“, bei der Unmengen an Kleidung produziert und bald wieder weggeworfen werden. „Wir wollen der Modeindustrie nachhaltige Wege in die Zukunft zeigen“, sagt Marieke Franzen, Gründerin der Futurity GmbH in Fürth. Ihr Ziel ist es, die Modeindustrie zu automatisieren und damit weg von der Überproduktion in Asien hin zu einer Push-Produktion zu führen – also nur noch auf Abruf. Dafür müssten jedoch nach Franzens Ansicht interne Prozesse der Branche digitalisiert werden. Dabei sollen sogenannte Render Pipelines zum Einsatz kommen, die 3D-Software-Anwendungen aus der Modeindustrie miteinander verknüpfen und automatisieren. So lassen sich automatisiert detailgetreue Ansichten der Kleidungsstücke erstellen, die man dann z. B. in einem Online-Shop bestellen kann. Erst nachdem eine gewisse Menge verkauft wurde, werden sie produziert. Man benötigt also kein physisches Produkt, um es zu verkaufen.
Die Gründerin hat zuletzt bei einem großen Sportartikelhersteller in der Region ein Team für digitale Transformation geleitet. Ursprünglich arbeitete sie in der Visual-Effects-Filmindustrie, wo sie als „Rendering Supervisor“ bei Filmen wie „Wonder Woman“ oder „Avengers“ die technische Leitung inne hatte. Aus diesen Erfahrungen sei die Idee entstanden, ihr Wissen aus 20 Jahren Filmbranche rund um 3D und Automation in der Modeindustrie einzusetzen und dort einen Beitrag zur Umstellung der Produktionsmethoden zu leisten, so die Software-Entwicklerin. Deshalb gründete sie 2022 ihre GmbH. Digitalisierung und Automation würden es den Firmen erlauben, weg aus Asien zu gehen und näher zum Kunden zu kommen. Mit ihrer Software und den Render Pipelines will sie zur CO2-Einsparung der Branche beitragen: „Viele Wege bei der Finalisierung von Entwürfen können auf diese Weise eingespart werden.“ Zum Beispiel durch die automatisierte Bilderstellung, denn die so generierten Bilder haben eine hohe Qualität und können problemlos für Kataloge und andere Druckwerke genutzt werden. So sind auch bewegte Bilder und Animationen möglich, ebenso lassen sich Änderungen wie andere Farben oder Designs ohne großen Aufwand automatisiert umsetzen.
Bei der Gründung waren fünf Beschäftigte dabei, mittlerweile besteht das Team aus acht Leuten aus der Mode- und Filmindustrie. Davon sind drei in Deutschland tätig, die anderen arbeiten als Freelancer in New York, Madrid, Tokio oder London. Finanziert hat Franzen ihr Start-up aus eigenen Mitteln ohne Investoren. „Wir waren von Anfang an profitabel.“ Kunden sind vor allem die Modeindustrie und deren Zulieferer: „Wir sind im Gespräch mit einigen großen Sportartikelherstellern sowie auch mit weiteren namhaften Modekonzernen.“ Erster wichtiger Kunde ist einer der größten Discounter Europas: Ab Herbst erstehen voraussichtlich alle Bekleidungsbilder für die Werbung über die Render Pipeline, die die Futurity GmbH entwickelt hat. Für seine Kunden bietet das Unternehmen auch vorbereitende Workshops an, die dabei helfen sollen, die digitalen Tools und Prozesse zu überarbeiten. Außerdem hat Futurity mit der „Futurity Fashion Convention“ eine eigene Messe gegründet, geleitet von Direktorin und Marketing-Expertin Lena Blume. Die Veranstaltung findet – bereits zum zweiten Mal – im Herbst an der Modeakademie JAK in Hamburg statt und dient zum Informationsaustausch und Netzwerken. Mit dabei sind auch Referenten aus Branchen wie der Mode- und der Autoindustrie. Futurity will künftig weiter organisch wachsen und im kommenden Jahr eine Pipeline über ihre eigene Cloud anbieten, die für weitere Anwendungsfelder genutzt werden kann. So sollen alle Hersteller einfacher in die Digitalisierung ihrer Prozesse einsteigen können.